Artikel zur öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung von Dieselfahrverboten erschienen

22. März 2021 / Marco Sonnberger, Matthias Leger

Als eine Folge des sogenannten Dieselskandals wurden in mehreren deutschen Städten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt. Diese Fahrverbote waren und sind Gegenstand äußerst kontroverser öffentlicher Auseinandersetzungen. Stuttgart war die erste Stadt, in der flächendeckende Einfahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt wurden. Basierend auf sieben Fokusgruppendiskussionen zum Thema Dieselfahrverbote, die im November und Dezember 2018 mit Stuttgarter*innen und Einpendler*innen aus dem Stuttgarter Umland durchgeführt wurden, arbeiten wir zentrale Aspekte der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung der Fahrverbote in Stuttgart heraus. Die Auswertung des Materials erfolgte in Anlehnung an die Codierschritte der Grounded Theory und hatte die Identifikation zugrundeliegender Deutungsmuster zum Ziel. Anhand des Materials lässt sich zeigen, dass die Deutung der Fahrverbote im Wesentlichen durch empfundene Ungerechtigkeit sowie unterschiedlich schattiertes Unverständnis und Skeptizismus gekennzeichnet ist. Als Adressatin geäußerter Kritik fungiert dabei in erster Linie die, oftmals abstrakt gehaltene, „Politik“. Basierend auf einer sozialen Gemengelage des Misstrauens gegenüber politischen Akteuren lässt sich ein zugrundeliegendes Deutungsmuster der „undurchsichtigen Interessenspolitik zum Nachteil der ‚einfachen‘ Bürger*innen“ identifizieren, das in zwei unterschiedlichen Argumentationsmodi kommuniziert wird. Die Ergebnisse lassen sich als eine Illustration des spezifischen Umgangs der Bürger*innen mit der Komplexität und Ambiguität sozialökologischer Transformationen interpretieren.

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