Motivation
Aktuellen Studien zufolge bleibt die grundsätzliche Zustimmung relevanter Akteure sowie der breiten Bevölkerung zur Energiewende auf einem relativ hohen Niveau. Gleichzeitig zeigen Fallstudien zum Ausbau erneuerbarer Energien oft ein widersprüchliches Bild mit zum Teil konflikthaften Auseinandersetzungen. Diese Konflikte können maßgebliche Barrieren für den weiteren Verlauf der Energiewende darstellen.
Mit Blick auf die möglichen Entwicklungspfade der Energiewende, die mithilfe von techno-ökonomischen Energiesystemmodellen entwickelt werden, müssen gesellschaftliche Konflikte auf unterschiedlichen Akteursebenen antizipiert und adressiert werden, noch bevor sie sich in der Umsetzung manifestieren. Sowohl für Energiesystemmodellierer als auch für Entscheider ist es daher von großer Relevanz, ein besseres Verständnis für unterschiedliche Konflikttypen und ihre Wechselwirkungen mit institutionellen, energietechnischen, ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Energiewende zu erhalten. Das Verbundvorhaben SyKonaS adressiert die bestehende Forschungslücke einer systemischen und prospektiven Betrachtung gesellschaftlicher Konflikte der Energiewende und schlägt außerdem konkrete Lösungen vor, die direkt anschlussfähig an Anliegen relevanter Praxisakteure sind.
Ziele und Vorgehen
Das Ziel von SyKonaS ist es, eine grundsätzliche, konzeptionelle und methodische Herangehensweise zur Analyse und Integration von Akteurskonflikten in Energietransformationspfaden zu erarbeiten. Zur Entwicklung der Methodik liegt der Fokus auf gesellschaftlichen Konflikten bei der Transformation des Stromsektors, wobei eine grundsätzliche Übertragbarkeit auch auf andere Sektoren gewährleistet sein soll.
SyKonaS bearbeitet folgende Fragestellungen:
- Welche Konflikte charakterisieren die Energiewende in Deutschland und welche systemischen Wechselwirkungen gibt es zwischen unterschiedlichen Konflikt- und Akteursebenen? Inwieweit werden ebendiese durch ordnungsrechtliche, ökonomische und sonstige Rahmenbedingungen der Energiewende forciert?
- Wie konfliktreich sind ausgewählte, für den wissenschaftlichen Diskurs bedeutsame Transformationspfade (Szenarien) und wie können Konfliktanalysen in Energiesystemmodellen berücksichtigt und integriert werden?
- Welche energiepolitischen Maßnahmen und Instrumente, z. B. Beteiligungsformate und Ausgleichsmechanismen, verändern Akteurspositionen und führen zur Auflösung oder Verschärfung bestimmter Konflikte?
- Wie können Konfliktlinien in möglichen Transformationspfaden antizipiert werden? Wie kann ihnen mit sinnvollen Maßnahmen entgegengesteuert werden, statt lediglich nach ihrer Entstehung auf sie zu reagieren?
Zur Analyse und Identifikation von Konflikten geht SyKonaS über traditionelle, überwiegend fallbezogene sozialwissenschaftliche Forschungsdesigns hinaus und nimmt eine systemische Perspektive ein. Mittels einer semi-quantitativen Systemanalyse, der Cross-Impact Bilanzanalyse, werden die Wechselwirkungen zwischen Konflikten auf unterschiedlichen Ebenen des Transformationsprozesses einerseits, und den institutionellen, technischen, ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen andererseits in den Blick genommen (Konfliktlinien). Unter Mitwirkung von vier verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wird analysiert, welche Konflikte in prominenten Energieszenarien angelegt sind. Dazu wird eine Typologie von Energiewendekonflikten erarbeitet und um eine korrespondierende Aufarbeitung bestehender Instrumente ergänzt. Auf dieser Basis wird das Konfliktpotenzial dreier prominenter Energieszenarien bewertet. Mittels Cross-Impact Bilanzanalyse werden die Interdependenzen zwischen Konfliktlinien und Richtungsentscheidungen der Energiewende abgeschätzt. Für identifizierte Konfliktlinien werden konsistente Lösungsinstrumente entwickelt. Um den Erkenntnisgewinn durch Praxiswissen zu stützen, werden Praxisakteure eingebunden, die zur Identifikation der Konflikte, zur Bewertung der systemischen Wechselwirkungen und zur Entwicklung von Lösungsinstrumenten beitragen.
Erwartete Ergebnisse und Transfer
SyKonaS stellt eine Methodik bereit, mit der systemische Hemmnisse einer Energiesystemtransformation transparent gemacht werden können. Damit unterstützt SyKonaS Energiesystemmodellierer, Erkenntnisse zu gesellschaftlichen Konflikten in unterschiedlichen Energiewendepfaden zu integrieren. Gemeinsam mit Modellierern des Forschungsnetzwerks Systemanalyse sollen Leitlinien zur Integration der Konfliktanalysen in Modelle erarbeitet werden. Die zentralen Erkenntnisse des Verbundvorhabens werden in einer Praxishilfe (im Umfang eines Policy Briefs) aufbereitet. Dadurch gewinnen Praxisakteure an Handlungswissen über den Umgang mit gesellschaftlichen Konflikten und können dieses Handlungswissens als Multiplikatoren in ihre Branchen, Tätigkeitsfelder und Netzwerke hineintragen.
Teilvorhaben SyKonaS/ iKonS
ZIRIUS koordiniert das SyKonaS Verbundvorhaben. Im Teilvorhaben SyKonaS/iKonS ist ZIRIUS zuständig für die Erarbeitung einer Typologie von Energiewendekonflikten, die Abschätzung gesellschaftlicher Konflikte in Energieszenarien und die systemische Analyse der Wechselwirkungen zwischen Konfliktlinien und Rahmenbedingungen der Energiewende mittels Cross-Impact Bilanzanalyse (CIB). Bei der (Weiter-)Entwicklung neuer Instrumente zur Konfliktlösung wirkt ZIRIUS mit und setzt dabei die Methode des Policy-Packaging ein.